Pavian-Tötung im Tiergarten Nürnberg: Sommer 2025, ein ethischer Brennpunkt

29. Juli 2025: Der Tiergarten Nürnberg bleibt überraschend geschlossen – offiziell aus „betrieblichen Gründen“. Doch vieles deutet darauf hin, dass nun vollzogen wird, was seit Monaten für Kritik sorgt: Die geplante Pavian-Tötung, die Tötung gesunder Guinea-Paviane. Der Zoo beruft sich auf Tierwohl, Tierschützer:innen sprechen von einem ethischen Dammbruch.

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Seit mehr als einem Jahr ringt die Stadt mit dem Problem einer überbesetzten Affengruppe. Die Konfliktlinie verläuft zwischen zoologischem Populationsmanagement und öffentlichem Entsetzen. Was genau steckt hinter der Entscheidung – und was bedeutet sie für den Umgang mit Wildtieren in menschlicher Obhut?

Das Wichtigste in Kürze

  • Datum & Ort: Schließung des Tiergartens Nürnberg am 29. Juli 2025 – mutmaßlicher Beginn der Pavian-Tötung
  • Hintergrund: 43 Paviane leben in einem Gehege für 25 – soziale Konflikte häufen sich
  • Ziel des Zoos: Reduktion des Bestands im Rahmen des EEP-Zuchtprogramms
  • Reaktionen: Proteste, Festklebungen, Petitionen, juristische Schritte angekündigt
  • Relevanz: Möglicher Präzedenzfall für Tötung gesunder Tiere in deutschen Zoos

Inhaltsverzeichnis

  1. Überpopulation als Ausgangspunkt
  2. Argumente des Tiergartens für die Pavian-Tötung
  3. Öffentlicher Protest und Aktivismus
  4. Rechtlicher Rahmen und ethische Debatte
  5. Fazit: Perspektiven für Mensch und Tier
  6. Glossar & weiterführende Hinweise

Überpopulation als Ausgangspunkt

Im Gehege des Tiergartens Nürnberg leben derzeit 43 Guinea-Paviane – fast doppelt so viele wie vorgesehen. Das Gehege wurde für etwa 25 Tiere konzipiert. Diese Überlastung führt laut Zoo zu erheblichen Konflikten: Immer häufiger verletzen sich Tiere gegenseitig, und die soziale Struktur innerhalb der Gruppe destabilisiert sich.

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Was ist ein Guinea-Pavian?
Der Guinea-Pavian (Papio papio) ist eine relativ kleine Pavianart, die in Westafrika vorkommt. Sie zeichnet sich durch ihr rötlich-braunes Fell und eine soziale Hierarchie in großen Gruppen aus. Anders als Mantelpaviane haben Guinea-Paviane ein sanfteres Sozialverhalten – Überbelegung kann jedoch auch hier Aggressionen provozieren.

Argumente des Tiergartens für die Pavian-Tötung

Der Tiergarten Nürnberg verweist auf seine Rolle im EEP-Zuchtprogramm. Als einziger deutscher Zoo mit Guinea-Pavianen sieht er sich in der Verantwortung, die genetische Vielfalt der Art zu sichern.

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Die geplante Tötung sei, so Zoodirektor Dag Encke, „nicht leichtfertig“, sondern Teil eines biologisch begründeten Managements. Besonders betont wird, dass keine adäquate Auffanglösung existiert. Laut offizieller Mitteilung des Zoos habe eine britische Sanctuary zwar Interesse signalisiert, jedoch weder ein tragfähiges Haltungskonzept noch belastbare Zusagen vorgelegt.

Wie genau soll getötet werden?
Konkrete Verfahren wurden bislang nicht offiziell genannt. Recherchen mehrerer Medien deuten auf Einschläferung oder Erschießen als wahrscheinlichste Methoden hin. Aussagen über eine mögliche Verfütterung der Tiere an Raubtiere sorgten für zusätzliche Irritation.

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Ein Guinea-Pavian sitzt auf einem Felsen in grasiger Landschaft – Porträt einer westafrikanischen Pavianart.
Ruhe, Präsenz, Charakter: Der Guinea-Pavian als Symbol für soziale Intelligenz und bedrohten Lebensraum.

Öffentlicher Protest und Aktivismus

Die Tötungspläne riefen deutschlandweit Proteste hervor. Am Wochenende des 26.–27. Juli 2025 kam es zu Kundgebungen mit rund 300 Teilnehmer:innen vor dem Tiergarten. Aktivist:innen von „Animal Rebellion“ und anderen Gruppen klebten sich am Eingang fest, ketteten sich ans Gehege und inszenierten symbolisch eine „Erschießungsszene“ mit Pappfiguren.

Worum geht es den Kritiker:innen?
Sie argumentieren, dass gesunde Tiere nicht aus Managementgründen getötet werden dürfen – und dass der Zoo eine ethische Grenze überschreitet. Zudem sei die Tötung kein legitimes Instrument im Rahmen eines öffentlichen Bildungsauftrags. Petitionen auf Plattformen wie openPetition erzielten bis Ende Juli mehrere zehntausend Unterschriften.

Rechtlicher Rahmen und ethische Debatte

Laut Tierschutzgesetz § 17 ist die Tötung eines Wirbeltieres nur bei „vernünftigem Grund“ zulässig. Ob die Überbelegung eines Geheges diesen Grund darstellt, ist umstritten. Tierschutzorganisationen prüfen derzeit Strafanzeigen gegen den Tiergarten – darunter auch Pro Wildlife und der Deutsche Tierschutzbund.

Juristische Einordnung:
Rechtsexpert:innen sehen eine Grauzone. Da die Tötung nicht aus kommerziellen Gründen, sondern im Sinne des „Tierschutzes innerhalb der Gruppe“ erfolgen soll, könnte sie rechtlich vertretbar, aber moralisch zweifelhaft sein.

Fazit: Perspektiven für Mensch und Tier

Die Pavian-Tötung im Tiergarten Nürnberg zeigt, wie komplex die Abwägung zwischen Tierwohl, Zuchtplanung und öffentlicher Ethik ist. Sollte der Zoo den Schritt gehen, könnte das als Präzedenzfall dienen.

Frage vieler Leser:innen: Gibt es jetzt noch Alternativen?
Bürger:innen können:

  • sich beim Stadtrat oder Umweltausschuss informieren
  • Petitionen unterzeichnen
  • NGOs mit Spenden oder Informationsarbeit unterstützen

Glossar & weiterführende Hinweise

Guinea-Pavian (Papio papio)

Eine Pavianart aus Westafrika. Charakteristisch sind eine rotbraune Fellfarbe, schlanker Körperbau und Gruppen von bis zu 50 Tieren. Im Gegensatz zu Mantelpavianen sind sie weniger dominant-hierarchisch, reagieren jedoch sensibel auf Platzmangel und Stress.

EEP-Zuchtprogramm

Das European Endangered Species Programme koordiniert die Haltung bedrohter Arten in europäischen Zoos. Ziel ist ein gesunder Genpool durch kontrollierte Zucht, Austausch und langfristige Erhaltungsstrategien.

Tierschutzgesetz (Deutschland)

Regelt den Umgang mit Tieren. § 17 erlaubt Tötung nur bei „vernünftigem Grund“ – definiert wird dieser u. a. durch Tierseuchenbekämpfung oder Gnadentötungen.

Pavian-Tötung im Tiergarten Nürnberg: Sommer 2025, ein ethischer Brennpunkt
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